THEATER
PANK & RATIUS – KLEINE BÜHNE BUDENHEIM E.V.
„Die Gruschel von Mayntz“
von Werner Simon Vogler / Regie: Armin Nufer
„Stück über den vorläufig als gescheitert anzusehenden Versuch eines rheinischen Bürgers, das Drehen der Windrichtung abzuschaffen“, lautet der Untertitel von Werner Simon Voglers Volksschauspiel „Die Gruschel von Mayntz“. Am Freitag, den 11. November bringt „Pank & Ratius – kleine bühne budenheim e.V.“ das Kleine-Leute-Stück als diesjährige Herbstkomödie zur Premiere. Dafür hat sich der Theatersaal im „Gasthaus zum Goldenen Ritter“ in ein altes Mainzer Wirtshaus, den „Leinereiterhof“ verwandelt. Dort dürfen die Zuschauer direkt im Geschehen sitzen.
Und darum geht es:
Es sind die französischen Revolutionstruppen, die im Herbst 1792 die neue „Windrichtung“ in die Kurfürstenstadt bringen – die Mainzer Republik wird bald ausgerufen. Der erste demokratische Versuch auf deutschem Boden. Er nimmt seinen Lauf am 21. Oktober 1792. Die französischen Truppen unter General Custine erobern die Stadt. Kurfürst, Adel und Geistlichkeit sind längst geflohen. Im Leinereiterhof aber bahnen sich neue Zeiten an, die erst am 23. Juli 1793, nach neun Monaten ein jähes Ende nehmen werden. Während dieser Wochen besetzen die „Sansculottes“ die Stadt, errichten hier ab März 1793 einen kurzlebigen Freistaat, den sie unter ihren Schutz stellen und zu den Tochterrepubliken Frankreichs zählen. In Mainz gründet sich mit 500 Mitgliedern der revolutionäre Jakobinerclub, Deutschlands erste demokratische Bewegung. Freiheitsbäume werden aufgestellt und die Ideale der französischen Revolution bis aufs Blut debattiert. Schankwirt Grimm erhofft sich von ihnen Gerechtigkeit in einem Justizstreit, seine Schwester Gruschel sogar Emanzipation. In den Wirren der ersten Besetzungstage verirrt sich dabei guten Glaubens in dem Schöngeist Deyer. Das Volk ist zwischen Idealismus und Opportunismus zerrissen. Mit seinem „Volksstück“ wollte Werner Simon Vogler „Geschichte aus der Froschperspektive“ zeigen, die kleinen Leute lässt er deftig meenzerisch babbeln und schwadronieren. Doch der Traum von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit währt zu kurz. Nach Abzug der Franzosen erstarken die alten Kräfte wieder: Wer wie die Gruschel an die neuen bürgerlichen Ideale glaubte und dafür eintrat, muss nun büßen.
„Die Gruschel von Mayntz“ ist Beitrag der Theatergruppe zum Jubiläumsjahr 200 Jahre Rheinhessen. Der in Mainz lebende Autor Werner Simon Vogler wurde für sein 1975 am Hamburger Thalia Theater uraufgeführtes Volksschauspiel mit dem renommierten Gerhard Hauptmann Preis ausgezeichnet. Geschickt hat er in seinem Stück Personen und Geschehnisse aus der Mainzer Geschichte mit der Handlung um die Wirtsleute verwoben.
REGIE: Armin Nufer
ES SPIELEN:Ignatz Grimm, ein Gastwirt (Lars Kern), Gruschel, seine Schwester (Michaela Paefgen-Laß), Anna Grausin, Bedienung (Simone Wittenstein), Frau Bittong, Hausgehilfin (Ilka Münzenberg), Nikols Deyer, Hofschauspieler (Robert Brand), Dr. Johannes Melder, Bibliothekarius (Thomas Hövelmann), geigerfränzje, Straßenmusikant (Judith Hövelmann), Marcel Noel, französischer Sergeant (Stephan Schröder), drei Schifferinnen (Annette Lang, Bettina Gall, Elisabetta Iozelli-Reinhart), Gewaltbote (Guido Paefgen) und französischer Soldat (Uwe Münzenberg).
PREMIERE: 11.November 2016, 20 Uhr